
Was ist der meistverkaufte SUV der Welt? Nein, kein VW. Aber der Toyota RAV4: Mit nur 366.741 Neuzulassungen war er 2022 in den USA das beliebteste Auto hinter einem Pickup-Trio, in Europa ergatterten ihn mehr als 113.000 Kunden. Doch die Japaner ruhen sich nicht auf ihren Lorbeeren aus, sondern arbeiten weiter am RAV4.
Jetzt, wo Sie fast Ihren Anzug tragen: Nach der erfolgreichen Einführung in anderen Modellreihen kommt der RAV4 noch in diesem Jahr als GR Sport auf die Straße. Geschärftes Design, sportlicheres Interieur und verbessertes Fahrwerk zeichnen den neuen Toyota RAV4 GR Sport aus.
Kein wilder, reiner GR wie der GR Yaris, sondern ein milder Sport. Motto: Ich trage teure Turnschuhe und fühle mich wie Usain Bolt. Toyota ist mit diesem Ansatz nicht allein, man denke nur an VWs R-Line und R oder BMWs M Performance und M.

43 Bilder
Was ist das?
Dann wollen wir uns den sportlichen RAV4 genauer anschauen: Optisch orientiert er sich an der Optik des Toyota Gazoo Racing Motorsport. Schwarze Radläufe, Seitenleisten und hintere Türverkleidungen setzen ebenso Akzente wie das schwarze „G-Mesh“-Muster auf dem Kühlergrill und den Nebelscheinwerfern.
Der Frontspoiler, der beim Hybridmodell in dunklem Silber gehalten ist, macht den Unterschied; Der Stecker hat ein metallgraues Muster. Auch die dezenten GR-Badges an den vorderen und hinteren Türen weisen auf die sportliche Variante hin. Der RAV4 GR Sport ist auch das erste Toyota-Modell mit Leichtmetallrädern, die in einem hochpräzisen Line-Cutting-Verfahren hergestellt werden. Die eleganten schwarzen 19-Zoll-Räder verfügen über subtil bearbeitete Speichen, die das kühne Fünf-Speichen-Design unterstreichen.


Alles in allem ein angenehmer Anblick, wie auch der RAV4 so in der Planung den Spagat zwischen „langweilig“ und „extravagant“ vollzieht. Kein Wunder, denn es soll auf der ganzen Welt begrüßt werden. Das erklärt auch seine Länge von 4,60 Metern: Mehr als der Standard-Tiguan, aber für US-Verhältnisse eher knapp, aber für uns Europäer nicht zu groß.
Lobenswert ist das Platzangebot mit viel Platz im Fond und 490 Litern Stauraum im Normalzustand. Schön auch: Trotz eines neuen Touchscreens (dazu gleich mehr) verzichtet Toyota nicht auf klassische Tasten. Ob Sitzheizung oder Klimaanlage, die Bedienelemente sehen zwar rostig aus, lassen sich aber mit Handschuhen bedienen. Und wo keine weiche Farbe ist, kann auch nach Jahren keine ausgemustert werden. Fazit: Alles solide und hochwertig, aber ohne großen Chichi.
Ein neuer, hochauflösender 10,5-Zoll-Touchscreen ist auch das Herzstück der überarbeiteten SUV-Reihe des RAV4 GR Sport. Neben der Anzeige von Staus, Unfällen und Co. hilft das in Echtzeit arbeitende System auch bei der Parkplatzsuche am Zielort. Das Paket „Smart Services“ bietet vier Jahre kostenlosen Zugriff auf die aktuellsten Daten.


Neben dem cloudbasierten Navigationssystem steht ein integriertes Navigationssystem zur Verfügung: Auch ohne mobile Datenverbindung weist es auf unbekanntem Terrain zuverlässig den Weg – und erkennt auch Schilder von Autobahnen und Umweltzonen und informiert über lokale Wetterwarnungen. Das eigene Smartphone wird über Android Auto oder Apple CarPlay ins Fahrzeug integriert. Lange Rede kurzer Sinn: Die neuen Informationen stellen eine große Verbesserung dar.
Auch ein neuer Sprachassistent ist verfügbar, der Anweisungen und natürliche Fragen versteht: Auf Sätze wie „Mir ist kalt“ reagiert das System beispielsweise mit einer Erhöhung der Innentemperatur.
Neben dem großen zentralen Farbdisplay profitieren RAV4-Kunden ab der zweiten Ausstattungslinie nun auch von einem digitalen Kombiinstrument hinter dem Lenkrad: Das 12,3 Zoll große TFT-Display lässt sich flexibel einstellen und gibt alle wichtigen Informationen weiter. Kunden können aus vier Styles (Casual, Smart, Sport und Tough), drei Versionen und diversen Personalisierungsmöglichkeiten wählen. Numerische Tachometer, digitale Zifferblätter und andere Anzeigen sind verfügbar.


Die elektrisch verstellbaren Vordersitze und Kunstlederwangen sind in Wildlederoptik gehalten – die Materialien sind frei von tierischen Produkten. Den sportlichen Charakter des Topmodells unterstreichen schwarze GR-Logos auf den Kopfstützen und silberne Ziernähte an Sitzen, Lenkrad und Schalthebel. Das Rotgussgrau findet sich in den Zierleisten an den Türen und am Lenkrad wieder.
Wie fährt er?
Mit dem RAV4 werden die GR SPORT-Modelle von den berühmten Motoren angetrieben. Neben dem effizienten Hybrid, der in Kombination mit dem Allradsystem AWD-i 163 kW (222 PS) leistet, können Kunden das Plug-in-Hybrid-Modell wählen. Der extern aufladbare Grundkörper kombiniert zwei Elektromotoren mit einem 2,5-Liter-Benzinmotor, was zu einer Systemleistung von 225 kW (306 PS) führt.
Dank einer 18,1-kWh-Lithium-Ionen-Batterie fährt der RAV4 Plug-in-Hybrid bis zu 75 Kilometer (WLTP) rein elektrisch und damit lokal emissionsfrei. Zur sportlichen Optik kommt ein verbessertes Fahrwerk hinzu: straffere Federn und Stoßdämpfer optimieren Handling und Fahrgefühl. sagt Toyota.


Ist das wahr? Dazu sind wir den RAV4 GR Sport PHEV im winterlichen Schweden gefahren. Auf scharfen Reifen, was das Fahrgeschehen ein wenig beeinträchtigt. Aber wir hoffen, den Hybrid bald auf trockenem deutschen Asphalt testen zu können.
Natürlich fährt der RAV GR Sport nicht spaßig, wenn man vom Bewegen oder Sammeln träumt. Im Sport-Modus fällt jedoch auf, dass die Lenkung direkter anspricht. Das Fahrwerk gilt als straffer, aber nicht zu stark. Die langjährige Erfahrung von Toyota im PHEV-Bereich zeigt sich in der Fahrt: Selbst bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt starteten wir unsere Testfahrt mit einer elektrischen Reichweite von 62 Kilometern, die auch realisierbar ist.
Aber selbst wenn es null ist, scheint es, als wäre noch ein wenig in der Batterie übrig. Auf diese Weise wird in gefühlt mehr als 80 Prozent aller Lastzustände ein harmonisches Zusammenspiel der beiden Fahrer ermöglicht. Kraftvoll und geschmeidig geht der SUV ans Werk, selbst bei kräftigem Tritt aufs Gaspedal hält sich das Rauschen in Grenzen. Nur sechs Sekunden auf 100 km/h sind ein Wert für einen Sportwagen. Ach ja: Offroad ist der RAV4 extrem fähig.

Wieviel kostet das?
Wie bei einer längeren Fahrt mit einem Plug-in-Hybrid: Irgendwann ist laut Display die Batterie leer, und der Verbrennungsmotor übernimmt das Pressen der Arbeit. Am Ende des Tages hatten wir 5,3 Liter auf dem Computer an Bord. Guter Wert, aber die Plug-in-Version des RAV4 wiegt über 1,9 Tonnen. Wer sich für den Hybrid entscheidet, spart gut 300 kg und kann bei 1.650 kg auch noch 150 kg mehr ziehen.
Und Preis? Gut, der Staatspreis für Plug-in-Hybride ist ab 2023 weggefallen, nur Dienstwagennutzer kommen in den Genuss von 0,5 Prozent Steuern. Der RAV4 kostet als GR Sport 67.990 Euro. Schluck! Die 57.690 Euro für den Hybriden sind humaner, wenn auch keine Kleinigkeit. Allerdings sind beide GR Sport sehr gut ausgestattet. Tipp: Den Hybrid gibt es auch mit bürgerlicher Ausstattung ab rund 44.000 Euro.
Toyota rechnet damit, im Jahr 2023 rund 8.000 RAV4 in Deutschland zu verkaufen, davon 6.000 Hybride und 2.000 PHEVs.
Urteil: 7,5/10
Der Toyota RAV4 macht insgesamt einen guten Job. Ein Auto ohne Überraschungen, aber auch ohne Macken. Aber das macht es zum Bestseller der Welt. Trotz der umfangreichen Serienausstattung stört die Variante GR Sport durch ihren hohen Preis auf dem Niveau von BMW & Co.