
Berlin (dpa) – Im Streit um die Einreise von Bürgern hat die Ampelkoalition ihre Verhandlungsbereitschaft bekräftigt. „Die Freien Demokraten haben bereits deutlich gemacht, dass sie offen für konstruktive Vorschläge der Union sind, etwa bei Sanktionen, Schutzvermögen oder mit Blick auf zusätzliche Einnahmenregelungen noch stärker zugunsten der Leistung“, sagte der FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai. der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Ich bin zuversichtlich, dass eine schnelle Einigung über das Einkommen der Bürger erreicht werden kann, wenn sich die Union sachlich und ergebnisorientiert an einer gemeinsamen Lösung beteiligt.“
Ähnlich äußerte sich die SPD-Vorsitzende Saskia Esken im „Tagesspiegel“. Im Vermittlungsausschuss wird es einen guten Kompromiss geben. Wir sind bereit, die Details zu verhandeln. Aber Esken betonte auch: „Die Grundprinzipien müssen gewahrt bleiben.“ Wichtig sei, „dass wir einen Kulturwandel im Umgang mit Arbeitslosen erreichen wollen“.
Union gegen „Trust Time“
Das geplante Bürgergeld soll das bisherige Hartz-IV-System ersetzen. Die Reform sieht unter anderem höhere Regelsätze und eine detailliertere Unterstützung von Arbeitslosen vor. Die Union lehnt den Vorschlag von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ab. Sie wendet sich unter anderem gegen die geplante halbjährige „Vertrauensfrist“, in der Bürgergeldempfängern bei Fehlverhalten kaum eine Leistungskürzung droht. Aus ihrer Sicht sollten die Betroffenen zu stark geschützt werden.
Der Entwurf fand im Bundesrat aufgrund des Widerstands der Union keine Mehrheit, nachdem er bereits im Bundestag verabschiedet worden war. Der Streit soll laut Bundesrat nun an einer Abendsitzung des Vermittlungsausschusses am Mittwoch beigelegt werden. Nach dem Willen der Bundesregierung soll die Länderkammer am darauffolgenden Freitag (25. November) endgültig über das Gesetz zur Einreise von Staatsbürgern beraten.
Merz fordert “grundlegende Korrekturen”
Ob es zu einer Einigung kommt, ist noch offen. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hatte zuletzt “grundlegende Korrekturen” gefordert, bevor die Union einer solchen Reform zustimmen könne. CDU-Generalsekretär Mario Czaja sagte dem „Reutlinger General-Anzeiger“: „Wir sind in unseren Positionen noch sehr weit voneinander entfernt.“
Der Arbeitsmarktexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Holger Schäfer, kritisierte in der „Rheinischen Post“ unter anderem die zuvor geplanten Regelungen zur „Vertrauensfrist“: „Sogenannte quasi eine Vertrauensfrist ohne Sanktionen Neuankömmlingen wird signalisiert, dass bei der Jobsuche jeder Tag für die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt zählt: Je länger jemand arbeitslos bleibt, desto schlechter stehen seine Chancen auf einen Wiedereinstieg.”
Die „Treuhandfrist“ ist eines der Schlüsselworte im Bürgergeldrecht. Die Ampel sagt, sie wollen niemanden unter Generalverdacht stellen. Aus diesem Grund sollten Leistungen in den ersten sechs Monaten des Bezugs der Staatsbürgerschaftsleistung („Vertrauenszeit“) nur in Ausnahmefällen gekürzt werden, wenn jemand beharrlich nicht mit dem Jobcenter kooperiert.
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