
Am Freitag befasste sich erneut ein Richter mit den Vorgängen im Unternehmen Leverkusen Biofrontera. Es geht darum, ob der Aufsichtsratsvorsitzende Wilhelm Zours auf der Grundlage von Recht und Gesetz handelte, als er den zweitgrößten Aktionär, das japanische Dermatologieunternehmen Maruho, ohne nähere Begründung von der Hauptversammlung am 23. August ausschloss . Und so sorgte er unter anderem dafür, dass Biofrontera-Gründer Hermann Lübbert nicht in den Aufsichtsrat gewählt wird und Zours ihn im Auge behalten kann. Das Kölner Landgericht nimmt nun genau unter die Lupe, was Lübbert am Donnerstag in einem Interview mit dem „Leverkusener Anzeiger“ geschildert hat. Der deutsche Ableger von Maruho gesucht.
Am Hemmelrather Weg in Manfort geht derweil das Geschäft weiter, so gut es geht in der seit einem Jahr aufgeheizten Atmosphäre des börsennotierten Pharmaunternehmens. Denn im Dezember 2021 erreichte der größte und zweifellos umstrittenste Aktionär von Biofrontera Wilhelm Zours einen wichtigen Meilenstein: Er wurde in den Aufsichtsrat berufen und gleich zu dessen Präsidenten gewählt.
Oben zwei Spanier
Am Donnerstag berichtete der Vorstand von Biofrontera über die Gründung einer Vertriebsgesellschaft in Großbritannien. Die neue Biofrontera UK Ltd. hat seinen Sitz in Cambridge. Es wird von der alleinigen Direktorin Pilar de la Huerta und Montserrat Foguet als Geschäftsführer geleitet. Die Tochtergesellschaft übernimmt den Vertrieb von Ameluz und der in Leverkusen produzierten BF-Rhodo-Led-Rotlichtlampe. Die beiden mit Abstand wichtigsten Produkte gehören zusammen: Die Wirkung der Ameluz-Salbe gegen oberflächlichen Hautkrebs wird durch Rotlichtbestrahlung verstärkt.
“Die Gründung unterstreicht unser langfristiges strategisches Interesse am britischen Pharmamarkt und auch seine wichtige Position in Europa”, sagte de la Huerta. Sie ist seit August bei Biofrontera und löst den gerade fristlos entlassenen Ludwig Lutter als Finanzverantwortliche ab. Laut Hemmelrather Weg will er auch die Rechtmäßigkeit seiner Kündigung, zu den Gründen, zu denen der Hauptvorgesetzte Zours keine Angaben machte, vor Gericht prüfen lassen.
De la Huerta begründete die Neugründung in der Universitätsstadt Cambridge mit dem Bestreben, die Vertriebsanstrengungen in Großbritannien deutlich auszubauen; „Jetzt legen wir den Grundstein dafür“, sagt der Spanier, der als enger Vertrauter von Zours gilt.