
Einigung über Sanktionen?
FDP trifft Union mit Bürgergeld
15.11.2022 um 5:26 Uhr
Die Bundesregierung will Hartz IV durch Zivileinnahmen zum 1. Januar ersetzen, bringt das Projekt aber nicht durch den Bundesrat. Die führenden Länder der Union wehren sich dagegen. Dafür ernten sie heftige Kritik, unter anderem von der Kinderschutzbehörde. Die FDP sieht jedoch durchaus Handlungsspielraum.
Nach dem Scheitern eines neuen Bürgergeldes hat die FDP erneut einen möglichen Kompromiss zwischen Ampelbündnis und Oppositionsgewerkschaft signalisiert. „Es tut nicht allen gut, in der Luft zu sein“, sagte FDP-Fraktionsvorsitzender Christian Dürr den Zeitungen der Funke Mediengruppe vor Gesprächen im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat.
Die Gewerkschaft „verbreitet Märchen, wenn sie die ersten sechs Monate als sanktionsfreien Zeitraum darstellt“, sagte Durr. Lediglich mögliche Beschränkungen für irrelevante Empfänger sollten zu Beginn des Kaufs entfernt werden. Ziel ist es, Bürokratie abzubauen. „Aber wenn die Gewerkschaft dieses Symbol braucht, bin ich offen für die Beibehaltung von Genehmigungsoptionen.“ Die Gewerkschaft hat sich gegen eine geplante halbjährige “Vertrauensfrist” ausgesprochen, in der Zivilhilfeempfängern im Falle von Missbrauch mit praktisch keiner Leistungskürzung gedroht wird.
Der FDP-Politiker weigerte sich jedoch, die von der Gewerkschaftsspitze geforderte Erhöhung der aktuellen Hartz-IV-Sätze einfach zu erhöhen. „Wenn wir nur die Regelsätze anheben, wie es die Gewerkschaft will, mindern wir den Einstellungsanreiz.“ Tatsächlich will die Koalition mit dem Grundeinkommen zusätzliche Arbeitsanreize für Aus- und Weiterbildung und Teilzeitarbeit schaffen.
Ein ampelgeplantes Bürgergeld blieb am Montag im Bundesrat ohne entscheidende Abstimmung. Auf der Sondersitzung stimmten viele Länder, die die Union anführen oder der Union beitreten, dagegen oder enthielten sich der Stimme. Nun muss die Schlichtungsstelle bis Ende November eine Lösung finden – sonst droht das Bürgergeld, mit dem die Ampeln das Hartz-IV-System überwinden wollen, komplett zu scheitern. Betroffene müssen dann auf eine Anhebung des Regelsatzes warten.
Soziale Organisationen haben die Gewerkschaft kritisiert
Die Unionsfraktion pocht darauf, auf eine „Vertrauensperiode“ zu verzichten. „Dass Sanktionen von Anfang an möglich sind, steht außer Frage“, sagte Thorstein Frei, Parlamentarischer Geschäftsführer der Gewerkschaftsfraktion „Augsburger Allgemeine“, Mitglied des Vermittlungsausschusses.
Die Union zum Schutz von Kindern hat die führenden Länder der Union für das Embargo kritisiert. „Die Weigerung der Gewerkschaft, ein Bürgereinkommen bereitzustellen, ist unanständig“, sagte Heinz Hilgers, Präsident des Kinderschutzbundes, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Familien mit Kindern sind von der aktuellen Krise besonders betroffen. In die gleiche Richtung ging Marcel Fratscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). „Die Ablehnung von CDU und CSU ist ein fatales Zeichen für die Einheit der Gesellschaft in schwierigen Zeiten“, sagte er der „Rheinischen Post“.
Die Vereinigte Föderation hat Bund und Länder zu einer baldigen Einigung aufgefordert. „Wir erwarten eine schnelle Entscheidung im Sinne der Betroffenen“, sagte Ulrich Schneider der „Stuttgarter Zeitung“, Hauptgeschäftsführer des Vereins. “Wer nicht schnell und konsequent handelt, gibt zu, dass die Armut zunehmen und die Not der Menschen steigen wird.” Bundesarbeitsminister Hubertus Hale hatte zuvor betont, er setze auf eine zügige Schlichtung. Der Ausschuss könne nächste Woche tagen, sagte der SPD-Politiker.